Informationen, Geschichten und Erlebnisse aus sechs Jahrzehnten Bundeszentrum

 

Viele Freund*innen und Förder*innen der DPSG haben ein besonders enges Verhältnis zu Westernohe; viele wertvolle Erfahrungen wurden hier gemacht. Daher überrascht es nicht, dass mehr als die Hälfte der finanziellen Förderung seit der Vereinsgründung 1971 an Westernohe gingen: nämlich fast 200.000 €.

1955 fand der erste Bundeskurs in Westernohe statt – das Bundeszentrum ist also von Anfang an ein Ort der Ausbildung.

Der Zeltplatz (Gelände „Kirschbaum“) gefiel der Bundesführung (so hieß die Bundesleitung damals) so gut, dass sie 1956 das Gelände von der Gemeinde Westernohe gepachtet hat.

Später wurden die Grundstücke des heutigen Geländes „Altenberg“ nach und nach dazu gekauft. Das einzige Gebäude, das damals schon stand, war das „Jagdhaus“, das als solches genutzt war und dem Jagdpächter gehörte.

„Kirschbaum“ ist ein alter Flurname. Der Geländename „Altenberg“ stammt von der DPSG, die den angrenzenden Flurnamen unterhalb (nicht im Eigentum der DPSG) mit dem Gründungsort Altenberg verknüpfte.

Flurnamen innerhalb des Geländes sind z.B.: Auf Weitstein, Unterm Kissel, Hansens Kirchhof.

Das Gelände wurde „Bundeskursstätte“ genannt.

 

Hans-Fischer-Haus

Ende der 50er Jahre hat die Stufe der Georgsritter (heute: Rover) ein „Sozialwerk“ ins Leben gerufen:

Ein Stundenlohn pro Monat oder ein Arbeitseinsatz vor Ort sollten für ein Erholungsheim für behinderte Kinder gespendet werden.

Georgsritter heben Graben aus

So begann 1960 der 1. Bauabschnitt: „Erholungsheim“.

Rohbau Erholungsheim

Zeltlager mit Rollstuhlkind

Aber auch ohne festes Gebäude gehörten Zeltlager mit behinderten Jungen in Westernohe zum Programm der DPSG.

Das Gebäude wurde mehrfach renoviert, umgebaut und erweitert. Der Anbau im Westen – mit dem heutigen Haupteingang – war zunächst Wohnung der Verwalterfamilie, später Unterkunft für Zivildienstleistende (die vorher im Trupphaus wohnten).

Ein Kunstwerk von Johannes Stumpe, damals Redakteur der DPSG-Zeitschriften und Jugendbuchautor (Pseudonym: Jo Pestum) hing früher über der Treppe in der Eingangshalle. Nach der Renovierung des Hans-Fischer-Hauses in den 0er-Jahren wurde das Kunstwerk draußen installiert.

Im Jahr 1981 änderte sich die Namensgebung: Aus der „Bundeskursstätte“ wurde das „Bundeszentrurn“. Damit wird ausgedrückt, dass in Westernohe viel mehr geschieht als Ausbildung von Pfadfinderleiterinnen und -leitern.

Aufkleber und Aufnäher vorher und nachher

 

Spielplatz / Personalwohnhaus

Der Spielplatz wurde 1983 mit Fördergeldern der Freunde und Förderer der DPSG eingerichtet und sechs Jahre später erweitert, ebenfalls von den F+F bezahlt.

Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wurde der Platz sanierungsbedürftig. Eine vollständige Umgestaltung erfolgte 2014, noch brauchbare vorhandene Spielgeräte wurden weiterverwendet. Die neue Konzeption berücksichtigte Menschen mit Behinderung noch mehr. Bei „Pfingsten in Westernohe“ 2015 wurde der erste Bauabschnitt des neu gestalteten Spielplatzes feierlich eröffnet.

Dieser Umbau wurde ebenfalls von den Freunden und Förderern der DPSG bezahlt.

Vom Spielplatz aus sieht man unterhalb (südlich) des Hans-Fischer-Hauses das Personalwohnhaus, das in den 80er Jahren gebaut wurde. Dies dient auch als Lager für Material, z. B. für Jurten, die von Gruppen hier ausgeliehen werden können. In diesem Haus werden auch Apartments vermietet.

 

Behandlungszentrum (Haus unterm Kissel)

Das heutige „Haus unterm Kissel“ hieß ursprünglich „Behand­lungszentrum“ und hatte einen Sanitäts- und Behandlungsraum. Erbaut wurde es 1972. Durch diese Einrichtung wurde die medizinische Versorgung der behinderten Kinder und Jugendlichen erleichtert, die hier Freizeiten verbracht haben.

Das Haus wurde mehrfach umgebaut, erweitert und renoviert, zuletzt im Jahr 2013, und dabei noch einmal erweitert.

Im neuen Versammlungsraum ist das Parkett verlegt worden, das vorher im „Goldenen Saal“ des „Haus Altenberg“, der Bildungsstätte der katholischen Jugend im Bergischen Land, verlegt war. Auf diesem Parkett wurde im Jahr 1929 die DPSG in den katholischen Jungmännerverband (dem Vorläufer des heutigen BDKJ) aufgenommen; dies gilt als Gründungsdatum der DPSG. Daher wird dieser Raum im „Haus unterm Kissel“ nun „Goldener Saal“ genannt. Eine Spende der Freunde und Förderer der DPSG ermöglichte die Rettung des Parkettbodens und Neuverlegung in Westernohe.

An dieser Stelle ist es angebracht, auch den „Stiftungsfonds Westernohe“ zu erwähnen, eine Unterstiftung der „Stiftung Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg“. Sie fördert ausschließlich Einrichtungen oder Veranstaltungen im Bundeszentrum Westernohe. Für die Präsentationsmedien im neuen „Goldenen Saal“ hat auch der Stiftungsfonds einen Zuschuss gegeben.

Im Unterschied zu gemeinnützigen Vereinen bewahrt eine Stiftung ihr Kapital für die Zukunft und fördert nur mit den Erträgen, also beispielsweise mit Zinseinkünften.

 

Altes Schwimmbad I Windrad / Lager für Bauholz

1960/62 wurde zunächst ein offenes Schwimmbecken gebaut, also ein Freibad.


Freibad

Schwimmhalle

Im Jahr 1979 wurde an gleicher Stelle ein Hallenbad gebaut für ganzjährige Nutzung; vorrangig zur therapeutischen Unterstützung der behinderten Kinder durch Schwimmen, aber auch attraktiv für Fremdbelegungen, z. B. Schulklassen. Übrigens haben auch Kinder aus dem Ort Westernohe in diesem Bad Schwimmen gelernt.

Das Geld zur regelmäßigen Instandhaltung hat gefehlt, seitdem wurde das Gebäude nicht mehr als Schwimmbad genutzt. Abreißen oder umbauen ging aber zunächst nicht, da sonst öffentliche Fördermittel, z.B. der „Aktion Mensch“, hätten teilweise zurückgezahlt werden müssen.

Erst im Jahr 2007 wurde es dann abgerissen.

Im Jahr 1988 war ökologisches Engagement in der DPSG eine wichtige Leitlinie (und ist es natürlich heute auch noch). Es haben sich interessierte DPSGler, überwiegend aus der Roverstufe, zusammengetan und überlegt, als ökologisches Zeichen eine Windkraftanlage auf dem Bundesgelände zu installieren. Eine Genossenschaft wurde Pfingsten 1988 hier gegründet mit den Zielen: Windstrom für Westernohe zu produzieren und zu demonstrieren, dass mit alternativer Energieerzeugung auch Geld verdient werden kann.

Windmessungen wurden durchgeführt, der windtechnisch günstigste Standort an möglichst hoher Stelle wurde leider von den Behörden nicht genehmigt. So wurde der Standort neben dem Schwimmbad ausgewählt Die Einweihung war im August 1991.


Windrad, vom Jagdhaus aus gesehen

Betreiber war eine neu gegründete Pfadfindergenossenschaft und nicht das Bundesamt Sankt Georg als Grundstückseigentümer. Daher durfte der Strom damals nicht direkt in das Netz von Westernohe eingespeist werden, sondern musste in das öffentliche Stromnetz abgegeben werden. Damit nun Westernohe doch einen wirtschaftlichen Vorteil davon haben sollte, hat die Genossenschaft eine Pacht an das Bundeszentrum bezahlt.

Zum Problem wurde, dass der Wald ringsum im Laufe der Jahre gewachsen ist und die Windzufuhr stark gebremst hat. Der Ertrag ging deutlich zurück. In den ersten 10 Jahren gab es Zuschüsse für jede eingespeiste Kilowattstunde. Danach war die Anlage nicht mehr rentabel.

Zwei Alternativen boten sich an: den Wald abholzen oder die Anlage abbauen. Die DPSG wollte damals den Wald nicht abholzen (heute gibt es ihn allerdings nicht mehr), also blieb nur verkaufen, denn technisch in Ordnung war die Anlage ja.

Es gab tatsächlich einen Käufer am Niederrhein, in Hamminkeln. Der Kaufvertrag sah vor, dass die Genossenschaft noch fünf Jahre lang einen Anteil vom Ertrag erhält, daher wissen wir zumindest für fünf Jahre, wie ertragreich sie am neuen Standort war. Ob sie dort heute noch steht, ist nicht bekannt.

Sinkende Ertrsagskurve beim Windrad

Die Genossenschaft hatte sich inzwischen an einer größeren Windkraftanlage beteiligt, die nichts mit der DPSG zu tun hat, um wenigstens das Ziel zu erreichen, mit erneuerbarer Energie Geld zu verdienen. Das politische Bewusstsein und die öffentlichen Rahmenbedingungen haben sich inzwischen verändert; die Anlage in Göttingen arbeitet erfolgreich vor sich hin, es steckt aber jetzt kein pfadfinderisches Abenteuer in der Sache, daher hat sich die Genossenschaft 2022 auflösen und den Genossen ihr Geld zurückgegeben.

 

Kapelle / Windrose / Grabstein / Alu-Kreuz

Kein Besucher von Westernohe dürfte Schwierigkeiten haben, auf dem Lageplan die Kapelle und die Mehrzweckhalle zu finden.

Die Kapelle wurde in den Jahren 1962 – 1964 gebaut.

Auf einer alten Flurkarte, einer Unterlage zur Planung der Gebäude aus dieser Zeit, ist an der Stelle der Kapelle eine „Mehrzweckhalle“ verzeichnet (und die heutige Mehrzweckhalle heißt „Großraumhalle“).

Die Kapelle wurde tatsächlich als „Mehrzweckhalle“ gebaut, denn für religiöse Bauten gab es keine Zuschüsse.

Auch in die Kapelle ist Geld der Freunde und Förderer der DPSG eingeflossen.

Flurkarte 60er jahre

Neben der Kapelle befand sich die erste Windrose, die im Rahmen der Jahresaktion „Flinke Hände, flinke Füße“ 1986 hier entstanden ist. Sie war aus Holz, hatte 22 Tafeln mit den Namen der Diözesanverbände der DPSG und vier „Blätter“, die aus den vier Himmelsrichtungen mit einer Stammesstaffette nach Westernohe gebracht wurde und vom damaligen Bischof von Limburg, Franz Kamphaus, gesegnet wurde.

Durch Witterung und „freundliche Bearbeitung“ war die Windrose nach einigen Jahren stark beschädigt. Die F+F spendierten eine neue Windrose, diesmal aus Bronze. Da sie nach der Wiedervereinigung von Deutschland entstanden ist, enthält die neue Windrose Na­ensplaketten für die Diözesen der neuen Bundesländer, auch wenn es nicht in allen Bistümern Gruppen der DPSG gibt.

Sonderdruck der „notiert“-Seite zu „up2date“

Wieder war es Bischof Franz Kamphaus, der im Jahr 2003 beim Leiterkongress „up2date“ die neue Windrose einweihte.

Hans Fischer, nach dem zweiten Weltkrieg bis 1960 erster Bundesfeldmeister (heute: Bundesvorsitzender), anschließend Geschäftsführer im Bundesamt (damals: „Geschäftsführender Direktor“), ist eng mit dem Bundeszentrum verbunden. In seine Zeit fielen die Grundstückskäufe, er fuhr regelmäßig nach Westernohe und organisierte die Errichtung der Gebäude. Er starb 1975 in Westernohe und wurde auf dem Gemeindefriedhof beerdigt. Nachdem die Nutzungsdauer seines Grabes beendet war, wurde der Grabstein ins Bundeszentrum geholt und neben der Kapelle aufgestellt. So gibt er der alten Flurbezeichnung „Hansens Kirchhof“ eine neue Bedeutung.

Das Aluminiumkreuz gegenüber der Kapelle stammt vom X. Weltjugendtag 2005 in Köln, dem Welttreffen junger Katholiken. Es ist eine Spende der deutschen Aluminiumindustrie. Damals gab es eine heftige Diskussion, ob Sponsoring durch energieintensive Industrie zum pfadfinderischen Umweltbewusstsein passt.

 

Mehrzweckhalle / Straßenmalerei

1972 wurde die „Großraumhalle“ für Sport und sonstige Veranstaltungen gebaut, sechs Jahre später kam der Anbau mit dem Geräteraum dazu.

Diese Stelle ist geeignet, die Großveranstaltungen zu erwähnen, die das Bundeszentrum bei vielen Pfadfindern in ganz besonderer Erinnerung halten, denn seit es die Halle gibt, ist sie ein wichtiger Ort für fast alle Großveranstaltungen.

Eine Auswahl:

* 1965 „Weite Horizonte“, Leiterkongress

* 1968 „Expansion“, Kongress für jungpfadfinder- und Pfadfinderleiter

* 1974 „Kongress Straße“, Pfadfinderstufe * 1974 .Euroblitz“, Jungpfadfinderlager

* 1977 „Festival der fünf Sinne“

* 1979 „Treffen zum Aufbruch“, Roverstufe (in Westernohe und Limburg)

* 1979 „Sommer der Begegnung“, im Jubiläumsjahr, seitdem regelmäßige Präsenz der Bundesleitung im Sommer

* 1980 „Wir bauen uns den Ort, an dem wir leben wollen“, Lager für Jungpfadfindertrupps

* 1981 „Eurofolk“, europäisches Rover-/Ranger-Treffen

* 1984 Leiterkongress an Pfingsten

* 1985 „Regenbogen“, Jungpfadfindertreffen an Pfingsten

* 1988 „Exodus“, Leitertreffen, 6.000 Teilnehmer/-innen, Entwicklung des Pfadfindertums

* 1990 „Abenteuer blaue Arche“, Jungpfadfindertreffen

* 1993 .Kinderglpfel“ , Wölflingstreffen

* 2000: 3.000 Roverinnen und Rover feiern Pfingsten in Westernohe den Auftakt zu »IZURO 2000«, dem Internationalen Zukunftsjahr der Roverstufe. Den Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung bildet die „Aussendung“ zu internationalen Begegnungen in aller Welt, zu denen die Rover im Sommer starten.

* 2003 „up2date“, Leiterkongress zum Abschluss des „update“ -Prozesses

* 2006 „passwort  b*l*a*u“, Bundeslager Jungpfadfinderstufe

* 2007 „Treffpunkt Westernohe“, F+F, 100 Jahre Pfadfinden

* 2008 „MEUTErei 2008 – Wölflinge am Ruder“, Wölflingstreffen

* 2014 „AKELA 2014“, 1. internationales Treffen für Wölflingsleiterinnen und -leiter

* 2014 Zentrales Lager zu „SofA – Sommer für Abenteuer“, Bundesunternehmen der Jungpfadfinderstufe

… und natürlich seit vielen Jahren „Pfingsten in Westernohe“.

Beim „Kongress Straße“ 1974 entstanden erstmals Straßenmalereien auf dem asphaltierten Weg durch das Bundeszentrum. Diese Aktionsform wurde dann mehrere Jahre lang von vielen Gruppen, die in Westernohe lagerten, übernommen. Leider ist heute davon kaum noch etwas zu erkennen, am deutlichsten noch auf dem Weg zwischen Bauholzlager und Mehrzweckhalle.

Nicht nur diese sichtbaren Zeichen („Schmierereien“), auch manche Inhalte des Kongresses und Verhalten der Pfadfinder sorgten in Teilen der Nachbarschaft für Aufregung, bis hin zu einer Beschwerde beim Weihbischof von Limburg (Westernohe liegt in Bistum Limburg). Pfadfinder (und Pfadfinderinnen, die es seit wenigen Jahren auch in der DPSG gab) beschäftigen sich mit allen ihren Lebenssituationen, also auch der Sexualität – ganz schrecklich in den Augen einiger Nachbarn! Das Bundeszentrum hat aber grundsätzlich ein gutes Verhältnis zu seinen Nachbarn, auch zur Familie des damaligen Beschwerdeführers.

Bei diesem Kongress sprach der Schriftsteller Josef Reding und ermunterte die Pfadfinder zu neuen Konzepten. Er kommentierte das „alte“ Pfadfindertum mit dem Satz: „Ihr findet den Pfad und verliert die Straße!“

 

Arena „Theater am Gallpüsch“

„Gallpüsch“ ist keiner der Flurnamen, sondern die Erhebung zwischen den Geländeteilen „Altenberg“ und „Kirschbaum“.

Westernohe hatte

– etwas soziales: die Erholungsstätte für Behinderte,

– etwas für den Glauben: die Kapelle,

– etwas für den Sport: die Großraumhalle.

Es fehlte etwas für die Kultur.

In der Zeit, als Ansgar Koschel Bundesvorsitzender war, kam die Idee eines Open-Air-Theaters, einer Arena auf. „mawa“, der Architekt Manfred Wacker, von Illustrationen der Pfadfinderzeitschriften und Pfadfinderbüchern bekannt, entwarf den Regie-Turm, der auch spöttisch „Raketenabschussrampe“ genannt wurde.

Gebaut wurde 1981.


Fotos vom Arena-Bau

Nach dem Vorbild der Georgsritter (Vorgänger der Rover), die Anfang der 60er Jahre die Erholungsstätte bauten, wurden Roverrunden eingeladen, an der Arena mit zu bauen. Anders als beim Hans-Fischer-Haus (Gräben ausheben, Mauern setzen) waren die Eigenleistungen der geringere Teil der Bauarbeiten. Der Erdaushub wurde von einer Baufirma geleistet, die Balken für die Sitzreihen dann zu einem beachtlichen Teil von Rovern angebracht, der Schotter in und um die Feuerstelle verteilt. Die Baufirma hat dann das Theater fertig gestellt.

Beispiel: Karikaturen von mawa

 

 

Trupphaus

Das Gebäude wurde 1958/59 errichtet. Ursprünglich war es eine Unterkunft für Pfadfindertrupps. Die rund gestaltete „Ecke“ sollte der Platz für einen Sitzkreis sein, für Gruppengespräche, für Singerunden usw. Auch für andere Veranstaltungen wurde das Haus genutzt, z. B. für Bundeskonferenzen der Stufen.

Irgendwann Ende der 70er Jahre wechselte auch hier der Sprachgebrauch: Das „Trupphaus“ wurde zum „Ausbildunqszentrum“, viele Woodbadge- und andere Kurse wurden hier abgehalten. Inzwischen sind wir „back to the roots“ und sagen wieder „Trupphaus“.

Das Haus ist als Selbstversorgerhaus konzipiert. Im Jahr 1993 haben die Freunde und Förderer der DPSG einen Kamin und einen Herd gesponsert. Und vor kurzem wurde die komplette Renovierung finanziell unterstützt.

Wie bereits beim Hans-Fischer-Haus erwähnt, war das Trupphaus zeitweilig die Dienstwohnung der Zivildienstleistenden. Nach einem Brand zogen die ZDL in das Hans-Fischer-Haus um.

 

Jagdhaus

Das älteste Gebäude auf dem Gelände (den westlichen Teil) gab es schon bevor die DPSG kam und stammt aus dem Jahr 1935.

Jagdhaus vor 1958

Den östlichen Teil hat die DPSG dazu gebaut (1958/59).

Das Jagdhaus wurde als Sitz der Kursleitung von „Feldmeisterkursen“ genutzt, die Teilnehmer schliefen in Zelten auf dem „Kirschbaum“.

Lange Zeit gab es keine Verbindung zwischen den beiden Teilen, man musste über die Terrasse gehen. Bei einer Sanierung in den 90er Jahren wurden im Untergeschoss Waschräume und Toiletten gebaut, dabei wurden die Häuser durch einen Keller-Durchgang verbunden, von dem aus man die Waschräume erreicht.

20 Jahre lang wurde das Gebäude – wie der Name auch sagt – als Jagdhaus genutzt, zunächst von Hugo Dornseif aus Radevormwald, dem Gründer der Firma HUDORA, die seit 1919 Schlittschuhe herstellt, später auch Rollschuhe, Skateboards und Inliner. Hugo Dornseif ist 1950 verstorben.

So kam das Haus an die DPSG:

Nachdem das Gelände „Kirschbaum“ gepachtet war, hat die Bundesleitung den Jagdpächter, also vermutlich ein Erbe von Hugo Dornseif, angeschrieben, dass ab jetzt regelmäßig im Sommer Zeltlager stattfinden würden und ihn darüber informiert, dass ein Blockhaus als Geräteschuppen errichtet werden soll. Als Antwort kam ein Kaufangebot der Jagdhütte mit dem Hinweis, dann bräuchte kein Blockhaus gebaut werden. Die DPSG sagte zu und erwarb so das erste Grundstück auf dem Altenberg.

Danach wurden der Bevölkerung Angebote für die angrenzenden Grundstücke gemacht. So kam nach und nach das Gelände „Altenberg“ in den Besitz der DPSG.

Seit Ende der 70er Jahre sind Mitglieder der Bundesleitung und der Bundesarbeitskreise im Sommer präsent als Ansprechpartner für Gruppen. Sie haben dabei im Jagdhaus gewohnt. Bei Großveranstaltungen hat sich das Jagdhaus als geeigneter Ort für den Stützpunkt der Sanitäter erwiesen.

 

Gedenkkreuz

Auf dem Weg vom Jagdhaus zum „Kirschbaum“ treffen wir im Wald auf das Gedenkkreuz.

Am Pfingstsonntag 1995 wollte ein Bezirkslager ins „Guinness-Buch der Rekorde“ und hat ein Tauziehen mit 650 Teilnehmern veranstaltet. Dafür wurde ein 600 m langes Nylonseil auf dem Weg ausgelegt. Allerdings war dieses Seil nur 2 cm dick und daher nicht geeignet für die enormen Kräfte, die wirken, wenn über 300 Leute auf jeder Seite daran ziehen.

Das Seil ist gerissen, die beiden Teile schleuderten explosionsartig zurück. Dabei starben zwei Kinder, 102 Menschen wurden verletzt.

Zum Gedenken an die bei den Wölflinge, die hier gestorben sind, wurde dieses Kreuz errichtet.

Die Verantwortlichen des Lagers wurden wegen Körperverletzung verurteilt und kamen mit Geldstrafen davon. Von einer Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung hat das Gericht abgesehen, da sich herausstellte, dass unter den Zuschauern ein Ingenieur war, der das Fachwissen hätte haben müssen, dass das Seil ungeeignet ist. Da aber nicht einmal der Fachmann die Gefahr erkannt und davor gewarnt hatte, umso weniger war dies von den Laien (in Materialkunde) zu erwarten; so kam es zu dem vergleichsweise milden Urteil.

 

 Kirschbaum (Waschhaus)

Zur Erinnerung: Das Gelände „Kirschbaum“ ist der älteste Teil des Bundeszentrums, damals Bundeskursgelände genannt, da hier viele Feldmeisterkurse stattfanden (Vorgänger heutiger Woodbadge-Kurse), natürlich in Zelten.

Auch andere Pfadfinderveranstaltungen, wie die Endausscheidung im „Wettkampf um den Georgsschild“, ein Wettbewerb in Pfadfindertechniken, zu dem sich die Landessieger trafen, also die Besten jedes Diözesanverbands, der damals „Land“ hieß. Zum Georgsschild später mehr.

Lageplan 1961

 

Schon sehr früh gab es eine überdachte Sitzrunde und einen Altar (s. Lageplan von 1961).

Das Waschhaus gibt es seit 1976 oder 1978 – jetzt mit warmen Wasser und Toiletten mit Wasserspülung. Vorher gab es nur eine kleine Toilettenanlage, schließlich konnte man ja in den Wald gehen.

Wasserstellen im Gelände – natürlich nur mit kaltem Wasser (die Wasserstellen gibt es immer noch).

Lageplan aktuell

Heute sieht der Lageplan 17 Lagerplätze vor, die vielen Gruppen gleichzeitig ein Lager ermöglichen und Begegnung untereinander schaffen.

Vorhin wurden Großveranstaltungen erwähnt. Nicht alle nutzten diese Halle, manche beschränkten sich auf das Gelände „Kirschbaum“. Z. B. fand der erste Teil des „Treffen zum Aufbruch“ der Roverstufe nur auf dem „Kirschbaum“ statt (mit einem Zirkuszelt als Treffpunkt, vom Waschhaus aus gesehen hinter dem „Musentempel“ aufgestellt).

Beim „Treffen zum Aufbruch“ 1979 wurde der Aufbruch symbolisiert durch den (Fuß-)Weg vom Lagergelände zum Bahnhof Westerburg. Von dort fuhr ein Sonderzug die Teilnehmer nach Limburg, wo in der Stadt das Treffen weitergeführt und abgeschlossen wurde (man übernachtete auf dem dortigen Campingplatz).

 

Kirschbaum (alter Baum/Altar/Musentempel)

Keiner weiß, warum das Gelände Kirschbaum heißt. Ich habe noch niemanden getroffen, der hier jemals einen Kirschbaum gesehen hat.

Trotzdem war ein alter Baum gewissermaßen das „Wahrzeichen“ des Geländes: eine Buche, die allerdings im Laufe der Zeit abgestorben ist und nun nicht mehr existiert. Der Baum stand – vom oberen Weg aus gesehen – vor dem „Musentempel“.

Der „Musentempel“ (in der alten Karte: „Sitzrunde“) war eine überdachte Gelegenheit, sich zu treffen. Hier fanden Singerunden, Mal- und Bastelaktivitäten statt, was dem Treffpunkt zu seinem Namen verholfen hat. Wegen Baufälligkeit wurde die Halle im Frühjahr 2014 abgerissen.

Inzwischen steht auf diesem Platz eine Holzjurte.

In der Nähe, zwischen den Bäumen, befindet sich der Altar, an dem im Lagerbetrieb Gottesdienste gefeiert wurden. Durch den Bau der Kapelle auf dem „Altenberg“ hat der Altar aber rasch an Bedeutung verloren und ist inzwischen auch baufällig geworden.

Beim „Wettkampf um den Georgsschild“ lieferten sich Pfadfindersippen alle zwei Jahre Wettbewerbe in Pfadfindertechniken. Die Landessieger (die Besten der Diözesanverbände) trafen sich in Westernohe zur Endrunde und zwar in den Jahren 1956, 1958, 1960 und 1962.

1962 geschah folgendes:

Eine Sippe aus dem Diözesanverband (damals „Land“) Paderborn, die den Landeswettbewerb nicht gewonnen hatte, fuhr während einer Fahrradtour unter anderem in Westernohe vorbei, um beim Wettkampf wenigstens zuzusehen.

Sie sahen hier aber auch, wie abends sich Truppleiter und -leiterinnen trafen. Für diese Sippe war das Bundeskursgelände seitdem das „Bundeskussgelände“.

Mit dieser Anekdote endet der historische Gang durch das Gelände des Bundeszentrums der DPSG in Westernohe.

Die Freunde und Förderer der DPSG – Bundesverband werden diesem Ort weiter eng verbunden bleiben.

 

Ein ganz besonderer Dank an Robert Seifert für seine Textvorlage!

Quellen:

Willi Mehr: Westernohe – Bundeszentrum der DPSG, ELEMENTE-Reihe Heft 20, Georgs-Verlag, 1980;

Zeitschrift „notiert“ der Freunde und Förderer der DPSG, Hefte 22, 25, 35, 53, 57, 71;

Teilnehmerheft „Treffen zum Aufbruch“, 1979;

Teilnehmerheft „Treffpunkt Westernohe“ , 2007;

zahlreiche Einzeldokumente aus der Dokumentationsstelle der DPSG;

… sowie viele Gespräche und Erinnerungen.

Fotos:

Dokumentationsstelle der DPSG (Fotografen unbekannt), Winfried Kurrath, Alexander Michel, Harry Neyer, Robert Seifert