Bericht zur Jahrestagung 2017 in Westernohe

Bericht aus notiert

Nachdem ich auf der letzten Mitgliederversammlung zum Vorsitzenden gewählt worden bin, möchte ich diese Ausgabe von notiert nutzen, um mich selbst und meine Vorstellungen zur zukünftigen Arbeit vorzustellen.

Zunächst einmal zu meiner Person, ich bin 59 Jahre alt, verheiratet, habe drei erwachsene Kinder, zwei Enkel und bin seit dem 1. Januar im Ruhestand. Zuvor war ich bei der BASF tätig und habe als Vice President dort zuletzt die Lackentwicklung geleitet.

In der DPSG habe ich eine abwechslungsreiche Geschichte, habe drei Stämme mitbegründet (Hamm – von Galen; Dortmund-Brünninghausen und Drensteinfurt), ich war in drei Stämmen Stammesvorsitzender (Hamm – von Galen; Dortmund Lütgendortmund und Drensteinfurt). Zudem war ich in den Diözesanarbeitskreisen der Pfadfinderstufe in Hildesheim und Paderborn aktiv, wurde schließlich 1998 zum Bundesreferenten der Pfadfinderstufe berufen und schließlich 2003 zum Auslandsbeauftragten. Dieses Amt hatte ich bis zur Weltkonferenz 2011 in Brasilien inne. Aktuell bin ich Vorsitzender des Finanzkomitees von WOSM und im Vorstand der World Scout Foundation Deutschland e.V. sowie der geschäftsführende Vorsitzende der Jugendförderung DPSG St. Regina e.V. in Drensteinfurt.

Aufgrund dieser ganzen gemachten Erfahrungen hoffe ich, die F+F in eine gelingende Zukunft führen und begleiten zu können.

Die aktuelle Situation
Die aktuelle Situation ist, allerdings schon seit vielen Jahren, dadurch gekennzeichnet, dass es nahezu keinen Nachwuchs von ausgeschiedenen Aktiven aus der Bundesebene gibt. Daher hat sich der Altersdurchnitt deutlich nach oben verschoben. Gleich wohl ist unser Vereinszweck ja, neben der Ermöglichung von Treffen von Ehemaligen, die Bildung von Netzwerken hinein in Kirche und Gesellschaft und die Beschaffung von finanziellen Mitteln zur Förderung der DPSG. Nur hat es vor vielen Jahren offensichtlich einen atmosphärischen Bruch zwischen der DPSG und den Freunden+Förderern gegeben, der bis heute nicht geheilt ist.

Die aktuelle Bundesleitung der DPSG hat auch überlegt, wie ausgeschiedene Mitglieder weiterhin dem Verband erhalten bleiben können. Dabei wurden die gleichen Ziele definiert, die auch für die F+F vorhanden sind. Der einzige Unterschied, der zutage trat, ist, dass aufgrund der jugendkulturellen Weiterentwicklung sich die Kommunikationswege und die Art der Zusammentreffen etwas anders entwickeln, als wir das gewohnt sind. Man zweifelt an, ob man einer Vereinsstruktur bedarf. Und man will auf keinen Fall als »Ehemaliger« durch die Gegend laufen. Vielmehr sieht man sich auch nach dem Ausscheiden aus einem Amt als aktiver Pfadfinder, aber ohne festes Amt.

Aus diesen beiden Richtungen ergibt sich nun die Aufgabe, etwas zu entwickeln, das beiden Aktionsweisen gerecht wird. Nur so können die gemeinsamen Ziele auch wirklich effektiv und nachhaltig erreicht werden.

 

Zukunftskonzept
Wie schon auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen, soll ein Zukunftskonzept entwickelt werden, das auf der nächsten Mitgliederversammlung in St. Ottilien in 2018 beschlossen werden kann. Dazu sind wir vom Vorstand aktiv geworden und haben in Absprache mit dem Bundesvorstand eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die ein solches Konzept ausarbeiten soll. Diese Arbeitsgruppe besteht aus Kerstin Fuchs, amtierende Bundesvorsitzende, Andreas Bierod, früherer Referent des Bundesvorstandes, Carsten Barwasser, früherer Bundeskurat der Pfadfinderstufe und meiner Person.

Aus meiner Sicht sind die Ziele von Bundesleitung und F+F sehr identisch, allerdings die Form, wie diese umgesetzt werden sollen, einer Überarbeitung bedarf. Meine persönliche Einschätzung ist, dass die Hauptaktivität im Moment bei beiden Seiten in Richtung der Ermöglichung von persönlichen Begegnungen geht. Hinsichtlich der Netzwerksbildung in Richtung Politik, Kirche und Gesellschaft sind sowohl die Bundesleitung als auch die F+F noch nicht optimal unterwegs, gleiches gilt für die nachhaltige Förderung der DPSG über Geldmittel. Folglich gibt es genug zu tun, wir müssen uns nur einmal vereinen und die nötige Stoßkraft entwickeln.

Die Arbeitsgruppe hat sich zweimal getroffen, zwischen diesen Treffen gab es ein Vorstandstreffen der F+F, in dem die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppe diskutiert und eigene Einschätzungen erarbeitet wurden. Es zeichnet sich derzeit ab, dass die DPSG frühere Aktive weiter als Mitglieder willkommen heißt und es eine AG der Bundesebene geben soll, die die Aktivitäten und Wünsche der früheren Aktiven auch in die Bundesleitung kanalisiert. Diese AG würde gemeinsam mit den Freunden und Förderern jeweils zu einem Jahrestreffen einladen, das in räumlicher Nähe zu einer Bundesveranstaltung der DPSG stattfinden soll (z.B. Bundesversammlung, Pfingsten in Westernohe, Leitertreffen usw.). Angedacht ist auch die Einrichtung spezifischer Arbeitsgruppen, z.B. von ehemaligen DPSGlern in Politik, Kirche, Wirtschaft, etc. Diese ersten Ideen werden im November der Bundesleitung der DPSG vorgestellt, gibt es dort und in der Klausurtagung der Freunde und Förderer im Dezember grünes Licht wird ein detailliertes Konzept ausgearbeitet.

Nachdem wir den Treffpunkt Westernohe erneut absagen mussten, da die Resonanz deutlich zu gering war, haben wir als F+F uns schon auf den Weg gemacht, der Katholikentag in Münster 2018 soll ein Anfang sein. Bundesvorstand und F+F werden gemeinsam zum Georgsgottesdienst und zum anschließenden Georgsempfang einladen. Außerdem werden wir an einem Abend ein Treffen durchführen, zu dem DPSG und F+F gemeinsam einladen. Parallel dazu haben wir uns für ein Café/Gaststätte auf dem Kongress der Leiterinnen und Leiter 2018 »Leuchtfeuer« beworben. Dieser findet leider parallel zu unserer Mitgliederversammlung statt, weshalb wir schon einen Hilferuf an die korporativen Verbände gerichtet haben.

Konstruktive Arbeitsgruppe
Ich erlebe diese gebildete Arbeitsgruppe als sehr konstruktiv, es werden auch die Wünsche beider Partner wirklich ernst genommen, die Wünsche werden dann in das Konzept eingearbeitet. Das lässt sehr große Hoffnungen auf eine gedeihliche zukünftige Arbeit aller Zielgruppen zu. Die Vision bleibt bestehen: Wir alle wollen als aktive Georgspfadfinder ohne konkretes Amt an der Weiterentwicklung des Verbandes mitwirken und sind beseelt von dem Willen, die Arbeit der DPSG und die jeweiligen Amtsträger nachhaltig und effektiv zu unterstützen.

Bericht zum Studienteil  Inklusion
Belächelt und bestaunt wurde die DPSG, als sie in den 50er-Jahren das Motto ausgab »Behinderte machen mit«. Das 46. Jahrestreffen der F+F – Bundesverband – vom 28. April bis 1. Mai im Bundeszentrum Westernohe und im Christlichen Gästezentrum Rehe widmete sich dieser Thematik und ihrer Weiterentwicklung.

Anne Borucki, Bundesgeschäftsführerin der DPSG, verortete die Thematik auf dem Boden der »Ordnung des Verbandes«: Es ginge darum, »Menschen mit und ohne Behinderung erfahren sich in ihrer Selbstständigkeit und als wechselseitige Bereicherung. Durch praktisches Tun und reflektierte Erlebnisse werden die Fähigkeiten jeder und jedes Einzelnen angesprochen und entwickelt.« Hier erweist die von Baden Powell geprägte Maxime des »Look at the Boy« (»Look at the Child«) ihre in einem fundierten Humanismus verankerte Relevanz. Vom Kind, vom Jugendlichen her denken heißt das, Fähigkeiten und Fertigkeiten erkennen und stützen. Die jugend- und gesellschaftspolitische Vertretung eines solchen Ansatzes ist Aufgabe des Verbandes.

Die DPSG sichert diese Aufgaben in bewährter Form stets inhaltlich und strukturell ab, das ist ihre große Stärke. Facharbeitskreise, Ausbildungsveranstaltungen, Kooperationen mit anderen Organisationen, politische Interessenvertretung über BDKJ oder DBJR bis hin zu Jahresaktionen zum Thema stützen die Arbeit und bieten gleichzeitig ein Lernfeld für künftiges Engagement.

Manche mag der Begriff Inklusion zunächst abschrecken, doch meint er mit der Einbeziehung – Inklusion – der Menschen in ein Gemeinwesen in all ihrer Unterschiedlichkeit nichts anderes als das »Look at the Child«. Gerade wir Pfadfinder mit einem festen Begriff von Internationalität, Interreligiösität und Interkulturalität müssen doch einstehen für diese Werte.

Christoph Mödder, ehemaliger Bundesreferent Behindertenarbeit, vertiefte diese Thematik und bezog sie auf den Ort, an dem sie für Kinder und Jugendliche umfassend, ökonomisch und nachhaltig organsiert wird: die Schule.

So stelle sich die Frage, was behinderte Kinder und Jugendliche brauchen, weil verschiedenste Einschränkungen zu berücksichtigen seien. Um nur einige zu nennen: Die Wahrnehmung kann verschoben sein oder Lücken aufweisen, die Begriffsbildung kommt langsamer voran, die Entwicklung selbst verläuft anders, das oft unvollständige Medium Sprache führt zu Missverstehen, die Beziehungsfähigkeit ist eingeschränkt oder verletzbar, kognitive Transferleistungen kommen langsamer zustande, familiäre Beziehungsmuster sind nicht erfolgreich übertragbar. Somit brauchen diese Schülerinnen und Schüler viel Beziehung, viel Rückhalt, viel Ritualisierung, viel Übung, kleine Schritte, Empathie, Entdeckung ihrer Stärken und deren Bestätigung, ein Umfeld, das die »Mängel« absorbiert. Dazu gehört auch ein Abstand vom puren Leistungsdenken. Was sie nicht brauchen können sind sofortige Konkurrenz, Überbehütung, Spott, Mobbing, verwirrende Anweisungen, Ausgrenzung, Mitleid und zu spät einsetzende Förderung.

Beim Blick darauf lägen die Defizite klar auf der Hand: Lehrermangel, Überlastung der Unterrichtenden, mangelnde Ausbildung, Fehlen von professionellen Erziehern und schnell bereitstehenden Partnern, die durch starke emotionale und langdauernde Verbindungen zum Kind verlässliche Verhaltensmodifikationen bewirken können.

An dieser Stelle kommen die Jugendverbände und -organisationen ins Spiel, die als »Mit-Erzieher« Lern- und Erfahrungsspielräume bieten, die die Schule nie anbieten kann. Man fragt sich, wo bleiben Vereine, Clubs, Verbände, musische, sportliche, geistlich-geistige Gruppen? Deren Termine haben zwar erheblich weniger Platz im Alltag eines Kindes, dabei bieten sie wegen der Freiwilligkeit, der Aufmerksamkeit für die Zielgruppe, der positiven Inhaltsvermittlung und der guten Beziehungen soziale Lernfortschritte und Anerkennung.

Die DPSG setzt diesen Anspruch konsequent um, wenn sie als Nicht-Behindertenverband die Kooperation mit Behindertenverbänden sucht und in deren Netzwerk mitarbeitet.