Ein im Pfadfindertum festverwurzelter Bruder ist von uns gegangen:
Bischof Dr. Franz Kamphaus

Franz Kamphaus war 25 Jahre lang Bischof des Bistums Limburg – und war seiner Münsterländer Heimat tief verbunden. Seine Worte hatten bundesweit Gewicht. Zuletzt lebte er als Seelsorger mit geistig behinderten Menschen zusammen. Nun ist er gestorben.
Noch vor einem halben Jahr sprach Franz Kamphaus über das Altwerden und das Altsein. Er sagte: „Ich bereite mich auf den Tod vor. Das ist ja abzusehen.” Dafür nehme er sich mehr Zeit zum Nachdenken als früher, bete vor allem die Psalmen und übe sich im Loslassen: „Nicht festhalten wollen, nicht mich an bestimmte Dinge klammern – da bin ich ganz frei, weil ich erwartet werde.”
Gestorben im Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen
Jetzt ist der frühere Limburger Bischof tot. Er starb am Montag, dem 28. Oktober, im Alter von 92 Jahren, wie das Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen mitteilte. Kamphaus stand 25 Jahre – von 1982 bis 2007 – an der Spitze des Bistums Limburg. Seitdem lebte der seiner Heimat tiefverbundene Münsterländer im Sankt Vincenzstift, einer kirchlichen Einrichtung, mit geistig behinderten und mehrfach eingeschränkten Menschen zusammen.
Kamphaus wurde in Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) geboren, stammte aus einer Bauernfamilie. Nach dem Abitur am bischöflichen Gymnasium und Internat Collegium Augustinianum Gaesdonck am Niederrhein studierte er Theologie in Münster und München. 1959 empfing er die Priesterweihe durch Münsters damaligen Bischof Michael Keller. Nach seiner Promotion 1968 wurde er 1972 Professor für Pastoraltheologie und Homiletik in Münster. Ein Jahr später ernannte ihn Bischof Heinrich Tenhumberg zum Regens, also Leiter des Priesterseminars – in diesem Amt prägte er Generationen von Priestern des Bistums.
Bundesweite Beachtung für den Bischof
Sein Wirken als Bischof fand bundesweit starke Beachtung. Für großes Aufsehen sorgte sein Widerstand gegen Rom Ende der 1990er Jahre. Als einziger deutscher Bischof hielt Kamphaus an der Schwangeren-Konfliktberatung im geltenden gesetzlichen Rahmen fest, obwohl Papst Johannes Paul II. den Ausstieg angeordnet hatte. Im März 2002 beendete Johannes Paul II. den Alleingang des Limburger Bischofs, beließ ihn aber im Amt.
Entsprechend seinem bischöflichen Wahlspruch „Den Armen das Evangelium verkünden“ setzte sich Kamphaus generell für solidarische Formen des Zusammenlebens ein. Kamphaus war über viele Jahre Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er war federführend bei der Erarbeitung eines viel beachteten gemeinsamen Worts der Bischöfe mit dem Titel „Gerechter Friede“.
Bischof Georg Bätzing würdigt Franz Kamphaus
Der amtierende Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, auch ein Georgspfadfinder, lobte Kamphaus als einen charismatischen Prediger, frommen Priester, engagierten Bischof, der bescheiden war, klug handelte, sich an die Seite der Armen stellte und den Menschen zugewandt war. „Bischof Kamphaus war ein Menschenfreund. Unermüdlich war er als Bischof von Limburg in der Diözese unterwegs. Er suchte das Gespräch mit den Menschen und er liebte es, mit ihnen Gottesdienst zu feiern und ihnen das Wort Gottes zu verkünden und auszulegen“, so Bätzing. Kamphaus sei ein begnadeter Prediger gewesen, der sich akribisch auf seine Predigten vorbereitete und diese immer frei hielt. Seine Predigten und Hirtenbriefe hätten vielen Menschen Inspiration gegeben. Durch und durch sei Kamphaus vom Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt gewesen.
Kamphaus wollte keine frommen Ansprachen halten, sondern schätzte ein glaubwürdiges, persönliches Wort von Mensch zu Mensch“, so Bätzing. Beispielhaft sei das Engagement Kamphaus auch für Frieden und Gerechtigkeit weltweit gewesen. Als erster europäischer Bischof habe er das zerstörte Sarajewo noch während des Krieges besucht, die Menschen dort unterstützt und damit den Grundstein für eine lebendige Bistumspartnerschaft gesetzt. Kamphaus habe immer auch über den Tellerrand des eigenen Bistums geschaut und global, weltkirchlich gedacht. Auch Partnerschaften in Sambia und Kamerun seien Früchte dieses Denkens.
Bei aller Weitsicht und allem globalen Denken und Handeln hat Kamphaus nie seine Herkunft vergessen. Hirtenstab und Brustkreuz sind aus einem Eichenbalken des elterlichen Bauernhauses in Lüdinghausen geschnitzt. Hier wurde er am 2. Februar 1932 als jüngstes von fünf Kindern geboren.
Aufgaben in der Deutschen Bischofskonferenz
In der Deutschen Bischofskonferenz war Franz Kamphaus unter anderem fünf Jahre Vorsitzender der Jugendkommission (Jugendbischof) und Vorsitzender der Kommission für Weltkirche. Mit Vollendung seines 75. Lebensjahres reichte er bei Papst Benedikt XVI. sein Rücktrittsgesuch ein, das der Papst Februar 2007 annahm. Seitdem lebte er im St. Vincenzstift in Aulhausen.
Das Engagement in der DPSG
In seiner Jugend wurde Bruder Franz Mitglied der DPSG in der Diözese Münster. Diese Mitgliedschaft hat er lebenslang weitergeführt. Als Jugendbischof war er der damaligen Bundesleitung ein äußerst engagierter Gesprächspartner, der für die Anliegen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eintrat. Das konnte man an den Gesprächen in seiner Wohnung im Priesterseminar Limburg erleben, aber auch bei den kritischen Auseinandersetzungen mit der Unterkommission Jugend der DBK.
Sehr beeindruckend waren seine Gottesdienste, Predigten und Gespräche bei den Leiterkongressen 1984 und 1988 in Westernohe, der Weihung der ersten Windrose für Westernohe, der Einweihung des Bundesamtes in Neuss-Holzheim 1989 oder beim Jahrestreffen F+F am Hildegardis-Schrein in der Pfarrkirche Eibingen, wo er sich mit Pater Heiner Katz OP das Messgewand teilte, weil nicht genügend liturgische Gewänder vorhanden waren.
Ein Leben in Einfachheit
Kamphaus bewohnte nicht mehr das Bischöfliche Haus in der Limburger Altstadt, in dem er zeitweilig eine Flüchtlingsfamilie aus Eritrea unterbrachte, sondern bezog stattdessen ein Zweizimmerapartment im Limburger Priesterseminar. Auch seine Dienstlimousine mit Fahrer nahm er nur ungern in Anspruch; meist fuhr er selbst mit seinem weißen Opel Kadett, so kam er auch immer wieder in Westernohe an. Wie es heißt, verzichtete er auf die Hälfte des Gehalts, das ihm als Bischof zugestanden hätte, und begnügte sich mit dem Einkommen eines Pfarrers, das ihm ebenfalls zu hoch vorgekommen sei. „Ich brauche so viel gar nicht“, habe er gesagt. Bruder Franz war und ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Bischöfen.
Grablege in der Bischofsgruft im Hohen Dom zu Limburg
Bischof Franz Kamphaus wird am Dienstag, 5. November, im Limburger Dom in der Bischofsgruft beigesetzt. Dem Requiem um 14 Uhr wird der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing vorstehen.
Auch hier kehrt Bruder Franz zu den Georgspfadfindern zurück, der Hohe Dom ist Sankt Georg geweiht.
Der Gute Vater gebe Bruder Franz und allen Verstorbenen die Ewige Ruhe und das Ewige Licht leuchte ihnen.
Der Gute Vater lasse sie ruhen in Frieden.
Amen.